Aktion Toter Winkel

Gefahr für Radfahrer

Immer wieder berichten die Medien von Unfällen, bei denen nach rechts abbiegende LKW oder Busse mit Radfahrern zusammenstoßen – oft mit tödlichen Folgen für die „schwachen“ Verkehrsteilnehmer. Meist bleibt den Radfahrern kaum Zeit zu reagieren: Wenn überhaupt bemerken sie erst kurz vor dem Zusammenprall, in welcher Gefahr sie sich befinden. Dann ist es meist schon zu spät, um eine Kollision zu verhindern.

Nach einem Unfall wird in der Regel festgestellt, dass sich die verunglückten Radfahrer korrekt verhalten haben. Aber auch die LKW- und Busfahrer hatten bis zum Zusammenstoß meist nichts bemerkt. Ursache dafür ist häufig der Tote Winkel, in dem sich die „schwachen“ Verkehrsteilnehmer befanden, als der LKW oder Bus nach rechts abbog. Zusammenstöße von Radfahrenden mit rechts abbiegenden LKW oder Bussen enden häufig für die ungeschützten Verkehrsteilnehmer tödlich. Durch die Aktion „Vorsicht Toter Winkel!“ soll die Zahl dieser Unfälle reduziert werden.

Dass es zu Abbiegeunfällen kommt, liegt häufig an der Situation selbst, die die volle Aufmerksamkeit der Bus- oder LKW-Fahrer beansprucht. Wer mit einem großen Fahrzeug nach rechts abbiegen will, kann nicht alle Räume gleichzeitig beobachten, die während des Abbiegevorgangs beachtet werden müssten. Außerdem versperren bei den LKW die Wände der Ladefläche, Sattelauflieger oder Kastenaufbauten dem Fahrzeugführer die Sicht auf den rückwärtigen Raum. Spiegel sollen helfen, doch kann der Fahrer diese nicht permanent im Auge behalten – er muss auch darauf achten, was in der Straße passiert, in die er einbiegen möchte. Schließlich verlässt ein großes Fahrzeug beim Abbiegen oft den eigentlich vorgesehenen Raum und benötigt zusätzlichen Platz der anderen Straßenseite, auf der eventuell Fahrzeuge entgegenkommen. Verschärft wird diese Situation durch den Toten Winkel, in dem Radfahrer und Fußgänger verschwinden, die gerade noch zu sehen waren. Mit der Aktion „Vorsicht Toter Winkel!“ will die Landesverkehrswacht NRW Radfahrer in der konkreten Verkehrssituation vor der Gefahrensituation warnen.


Radfahrer gezielt warnen

Die „schwachen“ Verkehrsteilnehmer, wie Radfahrer, müssen auf die Gefahr aufmerksam gemacht werden, die von nach rechts abbiegenden Fahrzeugen ausgehen kann.

Für Schülerinnen und Schüler werden bereits Veranstaltungen durchgeführt, bei denen der Tote Winkel erläutert wird. Doch können sie sich an das Gelernte in der konkreten Gefahrensituation erinnern? Und was ist mit den anderen Radfahrern, die diese Schulungen nicht besucht haben?

Piktogramme für Busse und LKW sensibilisieren Radfahrer:

Wer möglichst viele Radfahrer vor dem Toten Winkel und der Gefahr von Abbiegeunfällen schützen möchte, sollte dies in der konkreten Verkehrssituation tun. Zwei Positionen bieten sich besonders an, um vor der Gefahr, die von abbiegenden LKW und Bussen ausgeht, zu warnen. Für die Radfahrer ist dies das Heck eines vorausfahrenden LKW oder Busses. Ein Aufkleber mit der Warnung „Vorsicht Toter Winkel!“ und der Aufforderung „Sicher nur seitlich dahinter!“ signalisiert Radfahrern, die sich von hinten dem Fahrzeug nähern, dass sich in Gefahr begibt, wer rechts am Fahrzeug vorbei fährt.

Auch Radfahrer, die an einer Ampelkreuzung auf die nächste Grünphase warten, müssen gewarnt werden, wenn ein LKW oder Bus neben ihnen hält. Hier soll ein Piktogramm mit klarer Ich-Botschaft auf die fehlende Sichtbeziehung zwischen Kraftfahrer und Radler hinweisen: „Lass mich vorbei. Ich seh’ dich nicht!“ Der Aufkleber soll auch Radfahrer auf die Tote Winkel-Gefahr aufmerksam machen, die parallel zum Bus oder LKW auf der Straße oder auf einem Radweg fahren.

 

Neben ihrer eigentlichen Funktion, die Radfahrer vor möglichen Tote Winkel-/Abbiegeunfällen zu warnen, erfüllen die Aufkleber noch einen weiteren Zweck: Sie machen die anderen Verkehrsteilnehmer auf die Problematik aufmerksam. Ein Autofahrer, der hinter oder neben einem LKW mit einem „Vorsicht Toter Winkel!“-Aufkleber wartet, wird beim Abbiegen vielleicht etwas vorsichtiger agieren und sich per Schulterblick vergewissern, dass sich kein Radfahrer von hinten nähert.
Außerdem steigen viele Autofahrer auch auf’s Rad – und sei es nur für einen Ausflug. Vielleicht verhalten auch sie sich an Kreuzungen dann vorsichtiger. Insgesamt bietet die Aktion „Vorsicht Toter Winkel!“ die Möglichkeit, ein wichtiges Thema wieder stärker ins Bewusstsein aller Verkehrsteilnehmern zu bringen.


Jeder kann die Aktion unterstützen

Radfahrer werden vom LKW-Fahrer im Toten Winkel nicht gesehen.

Auch Sie können dazu beitragen, dass sich die Sicherheit auf unseren Straßen verbessert. Unterstützen Sie Ihre Verkehrswacht bei der Aktion „Vorsicht Toter Winkel!“. Die Aktion kann nur zum Erfolg werden, wenn verschiedene Partner mitmachen:

Jeder Verkehrsteilnehmer …
… beeinflusst durch sein Verhalten den Straßenverkehr – im Guten wie im Schlechten. Statt Stress und Eile sollte der Sicherheitsgedanke immer an erster Stelle stehen. So sollten Autofahrer mehr Rücksicht auf Radfahrer nehmen und beim Überholen immer den gesetzlich vorgeschrieben Sicherheitsabstand von 1,50 Meter einhalten. Besonders wichtig ist es, sich vor dem Abbiegen nach rechts durch den Schulterblick zu versichern, dass sich kein Radfahrer im rückwärtigen Raum befindet. Der Blick in den Außenspeigel reicht nicht aus! Auch sollte das Abbiegen durch das Setzen des Blinkers frühzeitig angekündigt werden. Radfahrer, die hinter dem PKW fahren, sind somit über ihre Absicht informiert.

 

Das ÖPNV-Unternehmen …
… hat ein „natürliches“ Interesse an Verkehrssicherheit. Täglich fahren die Busse des ÖPNV durch die Straßen der Stadt oder Gemeinde. Auf ihnen können die Heck- und Seitenaufkleber aufgebracht werden, die vor dem Toten Winkel warnen. Damit können nicht nur Radfahrer vor einer Kollision geschützt werden; es schützt auch die Busfahrerinnen und -fahrer, die durch einen Abbiegeunfall häufig selbst zu Opfern werden, denn psychische Folgeschäden sind bei gravierenden Unfällen nicht selten.

Das Busunternehmen/ Das Logistikunternehmen …
… kann durch die Aktionsaufkleber an den eigenen Fahrzeugen zeigen, dass man Verkehrssicherheit groß schreibt und sich dafür mit den Partnern vor Ort engagiert.  Auch sollte regelmäßig überprüft werden, ob die  Spiegel an den eigenen Fahrzeugen richtig eingestellt sind. Auf einigen Rast- und Autohöfen an Autobahnen findet man aufgezeichnete Schablonen, mit deren Hilfe sich die Spiegel an einem LKW korrekt einstellen lassen.Außerdem sollten die Fahrer eines Bus-/Logistilkunternehmens in Schulungen regelmäßig auf die Gefahr des Toten Winkels hingewiesen werden. Sie sind verpflichtet, besonders auf die ungeschützten Verkehrsteilnehmer Rücksicht zu nehmen. Beim Rechtsabbiegen muss den geradeaus fahrenden Radfahrern Vorfahrt gewährt werden. Daher müssen sich LKW- und Busfahrer vor dem Abbiegen versichern, dass der Weg tatsächlich frei ist.

Wichtig ist: Die Aufkleber können nicht die Abbiegeassistenten ersetzen, die die Fahrer vor Radfahrern im Toten Winkel warnen. Sie sollen ausschließlich Abbiegeunfälle verhindern helfen, bis eine möglichst flächendeckende, europaweite Ausstattung von Großfahrzeugen mit zuverlässigen Abbiegeassistenten erreicht ist.

Eine Zusammenfassung der Aktion finden Sie auch auf diesem Flyer:

Download: Faltblatt_Toter_Winkel_